E10, Super oder Super Plus: Was ist der Unterschied?

Einleitung: Warum die Kraftstoffwahl wichtig ist

Beim Tanken stellt sich für viele Autofahrer regelmäßig die Frage: Soll ich E10, Super oder Super Plus wählen? Während an der Zapfsäule oft der Preis den Ausschlag gibt, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Unterschiede der einzelnen Benzinsorten. Denn nicht jeder Kraftstoff ist für jedes Automodell gleich gut geeignet. Auch Umweltaspekte, Verbrauch, Motorleistung und Verträglichkeit spielen eine wichtige Rolle. Dieser Artikel liefert eine umfassende und neutrale Orientierungshilfe zur Kraftstoffwahl.


Grundlagen der Benzinsorten: E10, Super und Super Plus im Überblick

E10

E10 ist ein Kraftstoff mit einem Ethanolanteil von bis zu 10 %. Der Rest besteht aus Ottokraftstoff mit einer Oktanzahl von 95. E10 wurde eingeführt, um fossile Brennstoffe teilweise zu ersetzen und die CO2-Emissionen zu senken.

Super (auch Super E5 genannt)

Super hat einen Ethanolanteil von maximal 5 % (daher auch Super E5). Es ist mit einer Oktanzahl von 95 die in Deutschland am häufigsten genutzte Benzinsorte und für viele Fahrzeuge geeignet.

Super Plus

Super Plus ist ein Premiumkraftstoff mit einer höheren Oktanzahl (in der Regel 98 oder mehr). Er enthält meist ebenfalls maximal 5 % Ethanol, ist aber durch zusätzliche Additive und die höhere Klopffestigkeit für leistungsstärkere Motoren optimiert.


Oktanzahl und Klopffestigkeit: Was steckt dahinter?

Die Oktanzahl gibt an, wie klopffest ein Kraftstoff ist. Je höher die Oktanzahl, desto besser kann der Kraftstoff hohen Drücken und Temperaturen standhalten, ohne sich unkontrolliert zu entzünden.

  • Klopfen bezeichnet eine vorzeitige Zündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches im Motor, was auf Dauer Schäden verursachen kann.
  • Super (E5 und E10) hat eine Oktanzahl von 95.
  • Super Plus hat in der Regel eine Oktanzahl von 98 bis 100 und eignet sich besonders für hochverdichtete und leistungsstarke Motoren.

Für Fahrzeuge mit Ottomotoren ist es wichtig, die vom Hersteller empfohlene Tankempfehlung zu beachten. Moderne Motoren mit Klopfsensoren können sich teilweise an unterschiedliche Oktanzahlen anpassen, aber nicht unbegrenzt.


Ethanolanteil und Umweltaspekte

Ethanol ist ein Alkohol, der aus Pflanzen wie Mais oder Zuckerrüben gewonnen wird. Er wird dem Benzin beigemischt, um fossile Brennstoffe zu ersetzen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das hat Vor- und Nachteile:

Vorteile von E10

  • Reduzierte CO2-Emissionen bei der Verbrennung
  • Teilweise Nutzung erneuerbarer Rohstoffe
  • Geringfügig günstiger als Super E5

Nachteile von E10

  • Höherer Verbrauch durch geringeren Energiegehalt
  • Nicht alle Fahrzeuge sind mit E10 verträglich
  • Produktion von Ethanol kann indirekte Umweltfolgen wie Landnutzung verursachen

Ein Liter E10 enthält ca. 2 % weniger Energie als Super E5, was sich – je nach Fahrstil und Motor – in einem leicht höheren Verbrauch bemerkbar machen kann.


Motorleistung und Verbrauch: Wie wirken sich die Kraftstoffe aus?

Der Kraftstoff hat einen direkten Einfluss auf die Motorleistung und den Verbrauch – allerdings in begrenztem Rahmen. Bei den meisten Fahrzeugen gilt:

  • E10: leicht erhöhter Verbrauch (1–2 %) aufgrund des geringeren Energiegehalts
  • Super: Standardkraftstoff mit ausgewogenem Verhältnis zwischen Preis und Leistung
  • Super Plus: kann bei darauf ausgelegten Motoren zu besserer Leistung und geringerem Verbrauch führen

Beispiel: Ein sportlicher Turbomotor, der auf Super Plus ausgelegt ist, kann durch die höhere Klopffestigkeit des Kraftstoffs effizienter arbeiten und mehr Leistung entfalten. Bei einem Kleinwagen mit einfacherem Motor ist der Effekt dagegen kaum spürbar.


Verträglichkeit und Tankempfehlung

Nicht alle Fahrzeuge vertragen E10. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bietet eine regelmäßig aktualisierte E10-Verträglichkeitsliste an. Generell gilt:

  • Fahrzeuge ab Baujahr 2011 sind meist E10-verträglich.
  • Ältere Fahrzeuge oder spezielle Motoren (z. B. Direkteinspritzer älterer Bauart) sollten weiterhin Super E5 tanken.

Die Tankempfehlung Ihres Fahrzeugherstellers finden Sie im Betriebshandbuch, an der Tankklappe oder im Bordcomputer. Wenn dort „Super 95“ oder „ROZ 95“ steht, können Sie in der Regel sowohl Super E5 als auch E10 tanken – sofern das Fahrzeug E10-geeignet ist. Bei der Angabe „Super Plus“ oder „ROZ 98“ sollten Sie entsprechend höheroktanige Kraftstoffe wählen.


Preisvergleich und Wirtschaftlichkeit

In der Regel ist E10 an der Tankstelle 3–5 Cent günstiger als Super E5. Super Plus kostet meist 6–10 Cent mehr als Super. Ob sich der Mehrpreis lohnt, hängt stark vom Fahrzeug und dem Fahrverhalten ab.

Wirtschaftlichkeitsbeispiel:

Ein Auto mit E10-kompatiblem Motor verbraucht ca. 0,2 Liter mehr pro 100 km bei E10 im Vergleich zu Super E5. Bei aktuellen Kraftstoffpreisen bedeutet das eine sehr geringe Einsparung – oder ein möglicher Mehrverbrauch, der den Preisvorteil aufhebt.

Bei Super Plus kann sich der Mehrpreis nur dann lohnen, wenn der Motor dafür ausgelegt ist. Bei nicht angepassten Fahrzeugen ist kein signifikanter Vorteil zu erwarten.


Mythen und Fakten zur Kraftstoffwahl

Mythos 1: E10 schädigt den Motor

Fakt: Wenn Ihr Fahrzeug laut Hersteller E10 verträgt, ist keine Schädigung zu erwarten. Die verwendeten Materialien sind auf den Ethanolanteil ausgelegt.

Mythos 2: Super Plus verbessert immer die Leistung

Fakt: Nur Fahrzeuge mit entsprechendem Motormanagement profitieren spürbar von Super Plus. Bei anderen Modellen bleibt der Effekt aus.

Mythos 3: E10 ist umweltfreundlich

Fakt: E10 kann den CO2-Ausstoß beim Fahren senken, aber die Gesamtbilanz hängt stark von der Art der Ethanolproduktion ab. Eine umfassend positive Umweltwirkung ist nicht garantiert.

Mythos 4: Additive im Premiumkraftstoff reinigen den Motor

Fakt: Premiumkraftstoffe enthalten Additive, die Ablagerungen im Motor verringern können. Dieser Effekt ist jedoch nicht zwingend bei allen Motoren messbar.


Praktische Tipps für die Kraftstoffwahl

  1. Blick ins Handbuch: Prüfen Sie die Tankempfehlung Ihres Automodells.
  2. E10-Verträglichkeit prüfen: Nutzen Sie die E10-Listen des VDA oder fragen Sie den Fahrzeughersteller.
  3. Fahrverhalten beobachten: Achten Sie auf eventuelle Veränderungen im Verbrauch oder der Motorleistung, wenn Sie Kraftstoffe wechseln.
  4. Langfristige Beobachtung: Einmaliges Tanken von Super Plus bringt meist keinen Unterschied – beobachten Sie über mehrere Tankfüllungen.
  5. Nicht mischen, aber auch kein Problem: Falls versehentlich die falsche Sorte getankt wurde (z. B. Super Plus statt Super), ist das in den meisten Fällen unproblematisch. Nur E10 sollte bei nicht verträglichen Fahrzeugen vermieden werden.

Fazit: Die richtige Wahl treffen

E10, Super oder Super Plus – jede Benzinsorte hat ihre eigenen Eigenschaften, Vor- und Nachteile. Für die meisten Autofahrer ist Super (E5) die Standardlösung, die ein gutes Gleichgewicht zwischen Preis, Motorleistung und Verträglichkeit bietet.

E10 eignet sich besonders für preisbewusste Fahrer, deren Fahrzeuge dafür freigegeben sind. Die Umweltvorteile sind messbar, aber nicht uneingeschränkt.

Super Plus ist dann sinnvoll, wenn das Automodell speziell darauf ausgelegt ist – etwa bei Sport- oder Premiumfahrzeugen mit hochverdichteten Motoren.

Letztlich hängt die optimale Kraftstoffwahl von Ihrem Fahrzeug, der Fahrweise, dem Wartungszustand und nicht zuletzt von Ihrem persönlichen Anspruch an Preis, Leistung und Umweltverträglichkeit ab.


Hinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine individuelle Beratung durch den Fahrzeughersteller oder Fachwerkstätten.

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